Freiluftsupermarkt - Pflücke Deine Stadt!
Zwischen wöchentlicher Gemüsekiste und täglichem Selbergärtnern ...

... ist die Zusammenführung von alltäglicher Lebensmittelbeschaffung und Ursprünglichkeit in der Nahrungserzeugung Ziel unseres Angebots. Unsere Zielgruppe findet sich jenseits der passionierten StadtgärtnerInnen und treuen Gemüsekisten-AbonnentInnen: im Vordergrund steht die spontane Lust am bewussten Selber-Ernten regionaler, teils alter Sorten Frischgemüse als Bestandteil eines transparenten, innerstädtischen Nahrungsmittelzyklus ...
 

Auf Basis des agropolis-Gedankens der Wiederentdeckung des Erntens im urbanen Alltag wollen wir für Entdeckerinnen und Kundinnen der Freiluftsupermärkte die Selbsternte mit dem Erlebnis der Unmittelbarkeit unserer Produkte und Produktionszyklen koppeln. Den Erntevorgang interpretieren wir innerhalb des Nahrungsmittelkreislauf als vorbereitende Phase des Konsums, als dem Genuss von Lebensmitteln immanent zugeordnet. Das Einkaufserlebnis wird um die Erntephase verlängert, es wird zum Landschaftserlebnis, in einem masstäblich begreifbaren Raum. Freiluftsupermarktkunden bekommen einen ungeahnten Bezug zu ihrem erworbenen Produkt, erkennen Abweichungen von der Norm als Qualität, Diversität und Wahlmöglichkeit wird durch die Direkternte gefördert.

In unseren beerntbaren Landwirtschaftsparks werden die Relationen von Fläche und Boden, Zeit und Witterung in Bezug auf die von uns benötigten Nahrungsgrundlagen neu erlebbar.  Idee ist es, jenseits des urbanen Gärtnerns urbane Nahrungsmittelproduktion nahe an die Konsumenten zu bringen. Eine Naturerfahrung durch das Ernten im urbanen Alltag.

 

 

Lebensmittel-Stadtlandschaft

Mit der Sesshaftwerdung und der funktionialen Ausdifferenzierung des Menschen war der Grundstein zu unmittelbaren Stadt-Umlandbeziehungen gelegt. Rodungsinseln erlaubten einen unmittelbaren Nahrungsmittelanbau. Bis ins Mittelalter versorgte sich die Stadt aus ihrem unmittelbaren Umland mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Die Topografie und der Rohstoffreichtum des Umlandes bestimmte über die Grösse und Stärke der Stadt.

Mit der Industrialisierung wurden die traditionellen Stadt-Landschaftsbezüge entkoppelt. Transport wurde komfortabler und damit selbstverständlicher. Die Stadt konnte ungeachtet ihres verfügbaren Umlandes verdichten und expandieren.

Die globalisierte Stadt hat sich innerstädtische Frischluft- und Erholungsräume zurückerobert. Die Produktion von Nahrung ist weiterhin entkoppelt, die Kosten der Transportwege stehen in keiner Relation zu Produktionskosten in unserm Lebensumfeld. Nahrungsmittel werden im Hinblick auf ihre Transportfähigkeit und ihr uniformes Aussehen gezogen, der tatsächliche Nährwert hat an Relevanz verloren.
Das Umland wird grossflächig mit Lebensmitteldiscountern und den diesem Typ immanenten Erschliessungs- und Parkflächen versiegelt.

Nach der sozialen Revolution des 19. Jahrhunderts befindet sich die westlich orientierte Gesellschaft in einer Phase der ökologischen Revolution des 21. Jahrhunderts. Täglich fordern wir die Errungenschaften der sozialen Gleichstellung der Bevölkerung von Neuem ein. Die Aufhebung sozialer Mißstände muss weiterhin verteidigt werden. Wurden etwa für den Bau der Wiener Ringstraße vor 150 Jahren die sogenannten „Sandler“ (Hilfsarbeiter zur Herstellung der notwendigen Ziegel) ausgebeutet, werden heute sozial benachteiligte Schichten in minder bezahlte Verdienstmöglichkeiten der monokulturellen Nahrungsmittelproduktion gedrängt. Abseits der Qualität des Produktes muss auch inmitten Europas die ethische Frage der Produktionsbedingungen gestellt werden.
Gleichermaßen beginnt die Bevölkerung eine neue ökologische Qualität im Städtebau einzufordern. Zusehends entwickelt sich eine Sehnsucht nach der Rückkehr lokaler Bezüge und Identitäten in Metropolitanregionen. Urban farming und Co spriessen als individualisierte, nicht selten romantisierende Sehnsüchte zum urbanen Komplementär.
agropolis schlägt dafür positiv konnotierte Maßnahmen vor, welche sich auf den Genuß konzentrieren - frei von Geboten und Verweisen. Die Privatisierung von (Teil)flächen wird vermieden und einer gesamtgesellschaftlichen Nutzung zugeführt. Ziel ist es, die Bewohner der Stadt mit Ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und sie in Ihrer Lebenswirklichkeit abzuhohlen.

Die Agropolis-Bewegung reintegriert die Nahrungmittelproduktion in die Stadt als vielfältig anwendbares Stadtentwicklungswerkzeug. Die urbane Nahrungsmittelstrategie wird zu einem städtebaulichen Instrument im Übergang zwischen heute noch Landwirtschaft u. morgen schon Stadt, gleichermaßen verfügbar in Wachstumsregionen sowie in Schrumpfungsregionen als innerurbane Bewirtschaftungsweise. Die Idee geht zurück auf einen Wettbewerbsbeitrag zu Open Scale 2009: young and local ideas, in dessen Rahmen der Beitrag des Teams Agropolis "Agropolis München - die Wiederentdeckung des Erntens im urbanen Alltag" mit dem ersten Preis prämiert wurde.